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Zigarren Geschichte

Kolumbus entdeckte nicht nur Amerika !

Viele beanspruchten die Entdeckung für sich, und es ist praktisch unmöglich, fast vier Jahrhunderte danach noch das Wahre vom Falschen zu unterscheiden. Eines steht jedoch fest: Die Geschichte des Tabaks beginnt mit der Entdeckung Amerikas. Und ihre Helden sind die spanischen Eroberer, vor allem der berühmteste unter ihnen, Christoph Kolumbus.

Als Kolumbus am 12. Oktober 1492 auf einer Insel landete, die von ihren Bewohnern Guanahani genannt wurde und die er in San Salvador umtaufte, ahnte er nicht, daß er gerade die Neue Welt entdeckt hatte, noch daß er kurz davorstand, den Tabak zu entdecken. Er verbrachte dort zu wenige Tage, um ins Landesinnere vorzudringen oder die Gebräuche der Eingeborenen zu beobachten. Jedoch erfuhr er von der Existenz einer anderen, größeren Insel. Kolumbus beschloss, sie anzusegeln und betrat sie am 17. Oktober 1492. Er gab ihr den Namen Juana. Später wurde sie Ferdinanda und schließlich Kuba genannt.

Dieses Datum eröffnet das Zeitalter des Tabaks und der Zigarre in Europa.

In seinem Bordbuch berichtet Kolumbus, daß zwei seiner Begleiter bei der Erforschung der Insel eine große Anzahl Indianer, Frauen und Männer, antrafen, die »mit einer kleinen glimmenden Stange aus einem Kraut herumwandern, dessen Rauch sie einatmen, wie es ihr Brauch ist«. Einer der Begleiter, Luis de Torrès, durchforschte den östlichen Teil der Insel. Er lebte mit den Eingeborenen und berichtete von einer ähnlich aufschlussreichen Beobachtung.

„Sie tragen in der Hand ein glimmendes Kohlestück und Kräuter und atmen die Düfte mit Hilfe von Katapulten ein, die sie in ihrer Sprache tabacos nennen.“ Tabaco -war das der Urahn der Zigarre?

Nach dieser Beschreibung ist schwer zu sagen, ob nun die Stange oder das Katapult – möglicherweise eine Art von Etui, ein Palmenblatt oder eine Pflanze, die den Tabak enthielt – mit tabaco bezeichnet wurde. Doch ein Leutnant von Kolumbus machte eine weitere wichtige Angabe: Die Eingeborenen nannten ihr Kraut cohiba.

Heute ist die Cohiba eine der berühmtesten kubanischen Zigarren.

In seinem 1535 entstandenen naturhistorischen Werk über Westindien bestätigt Fernandez de Oviedo seinerseits die Aussagen von Luis de Torrès: >>Die Indianer benutzten ein Rohr, geformt wie ein >Y<, führten die beiden Enden der Gabel in ihre Nasenlöcher und das andere Ende in das entzündete Kraut.<<

Jeder große Seefahrer, jeder Expeditionsführer beanspruchte die Erstentdeckung des Tabaks für sich. Kolumbus und seine Leute bildeten da keine Ausnahme. Allerdings hat Kolumbus im Laufe seiner vier Reisen von 1492 bis 1504 die Gebiete erforscht, in denen es tatsächlich Tabak gab: San Salvador, Kuba, Haiti, Guadeloupe, Puerto Rico, Jamaika, Venezuela, Kolumbien und Honduras.

Doch ist er deswegen auch der wahre Entdecker?

Das ist keinesfalls sicher, denn bestimmte Historiker sprechen die Entdeckung dem Mönch Ramon Pane zu, der Kolumbus auf seiner zweiten Westindienreise begleitete und der auf Haiti Eingeborene beim Rauchen beobachtet haben soll.

Unmittelbar nach Kolumbus unternahm Amerigo Vespucci, ein florentinischer Seefahrer, nach dem Amerika benannt wurde, im Dienste Spaniens und Portugals vier Seereisen nach dem neuen Kontinent und behauptete seinerseits, den Tabak entdeckt zu haben. Der Portugiese Fernao de Magalhaes (Magellan), der im Jahre 1519 zu einer Weltumsegelung aufbrach, von der er nie zurückkehren sollte, gilt ebenfalls als möglicher Entdecker. Und es gibt einiges, was für ihn spricht: Nachdem er den westlichen Seeweg nach Indien erschlossen hatte, nahm er den Tabak auf seine erste Weltreise mit und brachte einige Pflanzen auf die Philippinen, wo sie wuchsen und gediehen.

Ein weiterer Portugiese, Altares Betrau Cabral, steht ebenfalls in vorderster Reihe der Tabakentdecker, da er im Jahre 1500 in Brasilien Land betrat, wo Männer und Frauen aller Altersstufen Pfeifen, Zigaretten und Zigarren rauchten, wobei der Tabak in Blätter der verschiedensten Formate eingerollt war.

In Mittel- und Südamerika – woher der Tabak stammt rauchten alle Volksstämme seit Jahrhunderten. In Studien, besonders in jenen des berühmten Ethnologen Jacques Soustelle, wird die zunächst religiöse, dann auch heilende Bedeutung des Tabaks in den Kulturen der Maya, Inka und Azteken betont. So hat, wie die Enzyklopädie du tabac et du fumeur (Enzyklopädie des Tabaks und des Rauchers) vermerkt, das Wort Zigarre seinen Ursprung entgegen einem zählebigen Gerücht nicht in dem spanischen Wort cigale (cigaral), das auf die Form eines Insekts anspielt, sondern in der Sprache der alten Maya. »Der Popol Vuh, die Chronik des Stammes der Quichése nennt die Zigarre Jiq oder Ciq, das spanische cigarro ist vom Ciq-Sigan der Maya abgeleitet. Allerdings setzte sich diese Form erst viel später durch: In den Schriften Labats um 1700 findet man cigales, im Neuen Englischen Wörterbuch von 1735 seegar, und schließlich in verschiedenen Quellen cigare, cigarro und andere Formen; noch im 19. Jahrhundert herrscht Uneinigkeit, schließlich werden in der Ausgabe 1833 der Enzyklopädie von Brockhaus die Formen cigale, segares, cigarren angegeben (nach Dr. Gunther Stahl).«

In diesen Kulturen war das Rauchen zunächst den Priestern vorbehalten. Der Rauch wurde als der Weg betrachtet, mit den Göttern Verbindung aufzunehmen. Später begannen auch die Stammeshäuptlinge, bei besonderen Gelegenheiten, wie etwa bei der Unterzeichnung von Friedensverträgen, zu rauchen.

In manchen Ländern, zum Beispiel in Mexiko, trugen die Würdenträger, wie die Priester und die Medizinmänner, als Zeichen ihrer Bedeutung einen Beutel Tabak im Gürtel … Reichere Medizinmänner hatten stets Diener in ihrem Gefolge, deren einzige Aufgabe darin bestand, das Rauchrohr zu pflegen. Als dann die einfachen Leute ebenfalls zu rauchen anfingen, stellten sie fest, daß dadurch der Hunger gedämpft und die körperliche Widerstandskraft erhöht wurde.

Der Mythos von der heiligen Wirkung des Tabaks war geboren. Der Tabak wurde damals nie pur geraucht, sondern vermischt mit Kräutern, von denen einige ohne Zweifel heilende Wirkung besaßen und manche sogar Halluzinationen hervorriefen.

Inzwischen sind sich die Historiker einig, daß der Tabak ursprünglich nur aus Amerika stammt. Sie streiten deswegen nicht ab, daß die Chinesen – vielleicht – die Pfeife erfunden haben, daß die Asiaten schon lange vor dem Christentum rauchten. Aber nur Kräuter, keinen Tabak. Diese Pflanze wuchs, bevor sie entdeckt wurde, nirgendwo sonst als in Amerika.

Das hat der Tabak mit der Tomate und der Kartoffel gemeinsam, die ebenfalls Nachtschattengewächse sind.

Bezugsquelle:

Die große Geschichte der Zigarre

Christian Verlag ISBN 3-88472-158-5

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